Der Geist von Weimar

Weimar, ein Städtchen in Thüringen mit etwa 60 000 Einwohnern, zählt aktuell mehr als 600 000 Übernachtungsgäste und mehrere Millionen Tagesgäste.

Was macht Weimar für Menschen aus der ganzen Welt so attraktiv? Die Suche nach dem besonderen „Geist von Weimar“ steht im Mittelpunkt des Projektkurses.

Bereits im 18. Jahrhundert schafft es das kleine Landstädtchen, zum Kulturzentrum Europas aufzusteigen. Es wird der Frage nachzugehen sein, welche Einflüsse in den folgenden Jahrhunderten dazu geführt haben, dass Weimar sich seit 1999 -  zum 250. Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes - Kulturhauptstadt Europas nennen darf. Denn nicht nur die Klassiker haben mit ihrer Literatur die Stadt Weimar geprägt, viel mehr gibt es, das diese Stadt zu bieten hat:


 

Das klassische Weimar, das vor allem die ästhetische Erziehung nach antikem Vorbild in den Fokus rückt, zeigt die vier großen Literaten: Goethe, Schiller, Herder und Wieland in ihren Werken und ihrem Wirken.

Aber auch bedeutende Frauen prägen die Entwicklung Weimars Ende des 18. Jahrhunderts stark, wie z.B.  Anna Amalia, Charlotte von Stein oder Maria Pawlowna.


Als silbernes Zeitalter bezeichnet man die musikalische Ausrichtung der Stadt. Franz Liszt gilt hier als die überragende Musikergestalt des 19. Jahrhunderts. Er macht die Stadt Weimar als Hofkapellmeister und als Klaviervirtuose von europäischem Rang zum Zentrum der Musik. Auch Johann Sebastian Bach war bereits als Hoforganist und Kammermusiker in der Kapelle des regierenden Herzogs tätig gewesen und etablierte in Weimar bald zu einem der bekanntesten Organisten und Cembalisten des 18. Jahrhunderts.


Das sogenannte 3. Weimar kennzeichnet die Moderne, die sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem in der Architektur durch die Entwicklung des Jugendstils und durch das Bauhaus in Weimar etabliert. Führende Köpfe wie Henry van der Velde, Harry Graf Kessler und Walter Gropius wirken künstlerisch in Weimar. Letzterer übernimmt 1919 die Leitung des Staatlichen Bauhauses von van der Velde. Ihm gelingt es, so bedeutende Künstler wie Paul Klee, Wassily Kadinsky, Gerhard Marcks, Georg Muche oder Johannes Itten, heute allesamt „Ikonen der Klassischen Moderne“, an die Kunsthochschule Weimar zu holen und gemeinsam mit den Studenten im Bereich Malerei, Design, Bildhauerei oder Architektur handwerklich-schaffend tätig zu sein. 


Weimar repräsentiert aber nicht nur den Glanz deutscher Hochkultur, sondern ebenso die Schattenseiten deutscher Geschichte und gilt als Inbegriff der Nazi-Barbarei. Mit dem Konzentrationslager Buchenwald, gelegen am Nordhang des Ettersbergs, wird die Ambivalenz Weimars deutlich: Das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald, die heutige Gedenkstätte Buchenwald mit dem Speziallager Nr. 2, zeigt im Blick auf die Mitte des 20. Jahrhunderts den krassen Gegensatz zum klassischen Humanitätsideal nach Goethe. Denn der Anspruch der Klassiker und ihre Wegweisung für die deutsche Kultur stehen seit dem Nationalsozialismus im drastischem Widerspruch zur realen Geschichte.

 
 

Als mögliche Themenschwerpunkte ergeben sich demnach folgende Aspekte:

  • Das literarische Weimar: 4-Gestirn: Goethe, Herder, Schiller...
  • Architektur und Design: Das Bauhaus
  • Weimars Geschichte zur Zeit des Nationalsozialismus: Das KZ Buchenwald, die heutige Gedenkstätte Buchenwald, Das Speziallager Nr. 2
  • Das musikalische Weimar: Liszt und Bach
  • Weimars berühmte Frauen: Anna Amalia, Christiane Vulpius, Charlotte von Stein, Maria Pawlowna...


     

    Ablauf des Projektkurses:

    Der Projektkurs „Der Geist von Weimar“ startet mit einer gemeinsamen Annäherung im Plenum (ungefähr 8 Wochen), bei der ein erster Einblick in die Vielfalt der Stadt erarbeitet wird. Eine 3-tägige Reise nach Weimar bildet das Herzstück des Kurses und soll die bis dahin erarbeiteten thematischen Schwerpunkte mit allen Sinnen erlebbar machen und kognitiv untermauern. Gleichfalls dient diese Fahrt der Materialbeschaffung für die bis dahin von allen Schülerinnen und Schülern individuell festgelegten Projektideen.

    Der Projektkurs erstreckt sich über 2 Kurshalbjahre und verfügt dabei über unterschiedliche Zeitfenster:

 

  • In einer ersten Phase der Hinführung (s.o.) erfolgt eine erste Annäherung an Weimar (s.o. )
  • die Planungsphase beinhaltet Aspekte wie Ideenfindung, Projektplanung und die Weimarfahrt,
  • die Entstehungsphase erfordert, neben der konkreten Arbeit am Projekt, zusätzlich einen Zwischenbericht in Form eines Referates im Plenum
  • die Fertigstellungsphase mit der sich anschließenden
  • Abschlusspräsentation schließen das Projekt ab.


Alle Phasen werden begleitet durch regelmäßige Beratungen mit dem Kurslehrer, um den Entwicklungsprozess der Arbeit darzulegen und die Organisations- und Planungsleistungen konstruktiv kritisch zu begleiten.

 

 

Dokumentationsmöglichkeiten:

Das von jedem Schüler ausgewählte Projekt soll möglichst kreativ und produktionsorientiert angelegt sein. Kreative Präsentationsformen können z.B. sein:

  • eine Stadtführung vorzubereiten, durchzuführen und zu reflektieren,
  • einen Reiseführer zu erstellen,
  • einen Dokumentationsfilm zu erstellen,
  • eine Ausstellung zu organisieren,
  • eine malerische und/oder produktionsorientierte Auseinandersetzung
  • ein Architektur-Modell zu bauen
  • eine Kursarbeit zu verfassen...

 

 

Bewertung:

Die Bewertung des Projektkurses erfolgt in zwei Bausteinen:

  • Der 1. Baustein umfasst die Note Sonstige Mitarbeit (als Endergebnis der Leistungen des 1. und 2. Halbjahres) und die Prozessergebnisse, die sich aus Unterrichtsbeiträgen, Organisations- und Planungsleistungen sowie dem Portfolio zusammensetzen.
  • Der 2. Baustein bewertet die Projektpräsentation mit Erläuterungen.